Jessi und Andi reisen

In 150 Tagen um die Welt

Auf den Spuren der Inkas nach Machu Picchu

Am sechsten September um 03.45h ging es los. Wir fuhren mit dem SAM-Travel-Bus nach Ollantaytambo, einer der Zugstationen im Heiligen Tal (Vale Sagrada) und bestiegen dort unseren Zug, der uns zum Anfangspunkt des Trekkings (Kilometer 104 auf der Zugstrecke) in Richtung Aguas Caliente (Machu Picchu Town), brachte. Wir hatten wirklich Glück, dass wir den Zug pünktlich in Ollantaytambo erwischten, da unser Mini-Bus bereits nach 5 Minuten Fahrt streikte, besser gesagt der 1. Gang streikte und wir standen am Berg still. Nach etlichen erfolglosen Versuchen unseres Chauffeurs das Problem zu beheben, sahen wir schon unseren Zug ohne uns losfahren…aber dann beim gefühlten 20. Versuch, klappte es, der 1. Gang war drin und wir konnten die Fahrt fortsetzen. Pünktlich erreichten wir den Zug und während der Fahrt durchs Tal ging die Sonne auf und man hatte eine atemberaubende Sicht auf das Tal und die hohen Schneeberge. Bei Kilometer 104 hielt der Zug und man liess uns inmitten des Dschungels aussteigen. Dort trafen wir auf unseren Guide Robinson. Gleichzeitig machten wir Bekanntschaft mit unseren Mitwanderern Jacob (Jake) & Emma, einem englischen Paar in unserem Alter, das auf ihrer Hochzeitsreise war. Mit Jake & Emma verstanden wir uns auf Anhieb ausgezeichnet und die gemeinsame Wanderung machte mit den guten Gesprächen gleich noch mehr Spass.

Wir überquerten den Fluss Urubamba und machten uns auf zum Checkpoint wo die Permits kontrolliert wurden. Das Tourismus-Ministerium regelt die genaue Anzahl von Personen auf dem Inkatrail. So dürfen nur 500 Personen inkl. Guide und Träger pro Tag auf dem Inkatrail unterwegs sein. Nach dem Checkpoint waren wir frei und wanderten los. Wir hatten prächtiges Wetter, quasi keine Wolken am Himmel und konnten es richtig geniessen zu Fuss unterwegs zu sein.

Schon nach kurzer Zeit kamen wir zu den ersten Inka-Ruinen, einem ehemaligen Rastplatz und „Gasthof“, wo die Reisenden der Inkazeit schliefen und sich erholten. Unser Guide Robinson war sehr versiert und kannte nicht nur die Geschichte der Inkas vorzüglich, sondern wusste auch über all die vielen wilden Orchideen Bescheid, die wir entlang des Treks sehen konnten. Wir waren überwältigt von der Schönheit der Natur in, welcher wir uns befanden.

Der Weg – Original und faszinierend

Beinahe der gesamte Weg bis hin zum Sonnentor in Machu Picchu war komplett Original aus der Inkazeit um 1450 bis 1530. Nur an gewissen Stellen war er ausgebessert worden. Es war absolut faszinierend, wie ein Grossteil des Weges mit Steinen gepflastert war und manchmal fast einer kleinen Strasse glich. An steilen Stellen hatten die Inkas Treppen errichtet oder aus dem natürlichen Stein gehauen. Auf diesem Weg gingen wir stetig bergauf bis zu der ersten grossen Ruinenstadt Wiñay Wayna.

Wiñay Wayna bedeutet auf Qechua „für immer jung“. Der Name wurde der Stadt wohl vergeben, weil sie sich so gut erhalten hat und weil die gleichnamige Orchidee rund um die Stadt erblüht. Diese Orchidee blüht das ganze Jahr hindurch und bleibt also „für immer jung“. Wiñay Wayna besteht vorwiegend aus Terrassen auf denen Mais und Kartoffeln angepflanzt wurde. Hier stärkten sich die Reisenden ein letztes Mal, bevor sie den letzten Teil des 35Km langen Weges nach Machu Picchu hinter sich hatten. In der Mitte besteht die Stadt aus zwei verschiedenen Ebenen von Häusern – die untere Ebene für die Wohn- und Gasthäuser und die obere Ebene mit den Tempeln. Einer der Tempel war dem Regenbogen gewidmet und hatte daher sieben Fenster, wie die Farben des Regenbogens. Allgemein verehrten die Inkas nicht nur ihren Gott Viracocha, den Kreator der Welt und allem darin, sondern auch die Natur als solches. Spezielle Berge, Flüsse, die Sonne oder der Regenbogen waren Naturereignisse, die von den Inkas speziell geehrt, aber nicht wie Viracocha verehrt wurden.

Kurz nach Wiñay Wayna machten wir unseren Mittagshalt und assen endlich unseren Lunch. Lustiges Detail war, dass wir beim Briefing darauf hingewiesen wurden, dass wir im Rucksack etwas Patz lassen sollten für den Lunch, aber genug Wasser mitnehmen sollten. Nun – im Lunch war nicht nur ein superfeiner warmer Quinoa-Poulet Salat drin, sondern noch mal fast 2 Liter Wasser, was hiess wir schleppten unglaublich viel mehr Gewicht als geplant und waren froh es vom Rücken in den Bauch verschieben zu können 😉 Um Letzteres waren vor allem Jake & Emma froh. Direkt von der Hochzeit in London auf 4000m Höhe angekommen und dann auf eine Wanderung war ziemlich anstrengend für die Beiden. Die Stadtrucksäcke indem sie ihren Lunch mittrugen, halfen da auch nicht – wir waren echt froh um unsere guten Rucksäcke.

Auf dem gesamten Weg trafen wir kaum andere Wanderer und genossen den Weg nur zu Fünft zusammen mit Jake & Emma und Robinson. Letzter erklärte uns, dass auf dem langen, viertägigen Inkatrail die rund 500 zugelassenen Personen quasi hintereinander in Einerreihe liefen. Zuvorderst bei jeder Gruppe die Guides, dahinter die Touristen und zuhinterst die Träger aller Anbieter. Gerade den letzten Abschnitt, der nach Wiñay Wayna kam, legen die Touristen frühmorgens um 05.30h in Einerreihe zurück um zum Sonnentor zu kommen. Das stellten wir uns nicht gerade super-romantisch vor.

Wir im Gegenzug waren wie gesagt völlig für uns und genossen nach dem Mittagessen die Stunde Wanderung bis zum Sonnentor. Der Weg war hier unglaublich, die Aussicht sucht seinesgleichen und wir konnten das alles in völliger Ruhe und bei Wärme und Sonne für uns geniessen. Ganz anders als Inkatrecker die hier nach 4 Nächten im Zelt bei Dunkelheit mit Stirnlamen durch müssen! Der Weg ist unglaublich faszinierend und wir kamen nicht aus dem Staunen heraus.

Nach einer Stunde Wanderung auf dem tollen letzten Abschnitt des Inkaweg konnten wir endlich durch das Sonnentor treten und sahen zum ersten Mal Machu Picchu!

Ein wahrlich atemberaubender, unglaublicher Anblick!!

Wir machten eine Pause und konnten die Aussicht in der warmen Sonne geniessen und die Sicht war ungetrübt von Wolken oder Nebel. Nach einer Weile machten wir uns auf den Weg abwärts nach Machu Picchu hinein. Mit der näher rückenden Stadt entdeckte man immer mehr Details, der spannenden Architektur. Wir genossen den näheren Eindruck der Stadt, staunten und konnten die ersten tollten Fotos knippsen. Bevor wir dann später den Bereich verliessen und für den Bus nach Aguas Caliente anstanden. Da haben wir zum ersten Mal festgestellt, dass sich der Eindruck des Inkatrails, wo wir quasi alleine unterwegs waren nicht fortsetzen würde. Die Schlange (um runter zu kommen!) war rund 300m lang – Willkommen in der Toursimus-Attrakion Machu Picchu!

Karten-Galerie

Damit ihr auch ein wenig mitwandern könnt, haben wir euch die Bilder für einmal in eine Karte gepackt. So könnt ihr dem Teil des Inka-Trails den wir gemacht haben folgen und bis zum Sonnentor „mitwandern“.

  • Ihr könnt in die Karte reinzoomen um die Details des Weges zu sehen.
  • Oben rechts habt ihr verschiedene Funktionen zum Zentrieren der Karte oder aus- einschalten der Bilderüberlagerung
  • Ein Klick auf eines der Bilder, öffnet die Grossansicht und ihr könnt dann wie gewohnt durch alle Bilder der Inkatrail-Galerie durchgehen

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Ach… und wer möchte, zieht mal das gelbe Streetview-Männchen auf die Karte – ein Googlemitarbeiter ist da fleissig gewandert 🙂

Machu Picchu – die Stadt in den Wolken

Machu Picchu wird auch „die Stadt in den Wolken“ genannt. Warum erfuhren wir am nächsten Morgen. In der Nacht, die wir in unten im Tal in Aguas Caliente verbrachten begann es zu regnen. Als wir am nächsten Morgen um 04.00h aufstanden, wussten wir bereits, dass uns unangenehme 1.5h erwarteten. So lange dauerte es nämlich bis der erste Bus (05.30h) nach Machu Picchu hinauffuhr. Man muss aber so früh anstehen für den Bus, sonst hat man eine riesige Schlange vor sich. Als wir uns um 04.30h einreihten war diese schon rund 500m lang – aber da jeder Bus 29 Personen fasst, geht es doch relativ schnell, da man noch in der „ersten Runde“ ist – viele die später anstanden, müssen dann neben der Wartezeit noch warten, bis die Buse hoch und wieder runtergefahren sind.

In Machu Picchu angekommen sahen wir – nichts! 🙂 Der Nebel hüllte die gesamte Stadt ein und gab ihr zwar eine mystische Note, aber die Details der Architektur konnte man erst aus nächster Nähe sehen.
Umso mehr genossen wir die ausführliche Führung zusammen mit Robinson. Er erklärte uns die Details der Stadt, das äusserst spannende und beeindruckende Abwasser-System, ohne welches Machu Picchu schon längstens den Hang runtergerutscht wäre, die verschiedenen Tempel und die Bauweisen der Mauern.

Die Tempel wurden wie in Wiñay Wayna ganz ohne Mörtel und mit perfekt zugehauenen Steinen gebaut. Die Bauweise der Tempel in Machu Picchu war dabei noch präziser. Die Inkas schlugen die Steine dabei nur mit Bronzehämmer oder anderen Steinen zurecht, da sie das Eisen noch nicht kannten. Durch stunden- und tagelanges schlagen, brachten sie die Steine in die korrekte Form. Mit Rampen und Muskelkraft brachten sie die Steine dann in der Mauer in Position und schlugen sie da dann erst endgültig zurecht.
Die Inkas benutzten dabei zwei verschiedene Haupt-Techniken. Diese waren auch der Grund, warum die Bauten über 500 Jahre hielten:

  1. Trapez-Technik: Die Mauern sind perfekt trapezförmig aufgebaut. Unten sind die Mauern dicker und nehmen dann noch oben stetig trapezförmig ab. Die Mauern überstanden so locker die schwersten Erdbeben – als die Spanier um ca. 1550 herum das erste schwere Erdbeben in der Region erlebten, fielen sämtliche ihrer Häuser ein. Die Häuser und Paläste der Inkas blieben ohne irgendwelche Schäden stehen.
  2. Konvex/Konkav geformte Steine: Die Steine der Tempelmauern wurden im Inneren konvex ausgeformt. Der Stein, der oben draufgelegt wurde, war unten konkav geformt. So passten die Steine perfekt aufeinander und konnten nach links und rechts nicht mehr verschoben werden. Zusammen mit der äusseren Trapezform hielt das Ganze bombenfest.

Auch die mit Mörtel geformten Mauern, wurden trapezförmig gebaut. Die zweite Technik konnte da natürlich nicht angewendet werden – dennoch stürzten in Machu Picchu kaum Teile der Mauern ein. Grund dafür war die überragende Bewässerung die die Inkas konstruierten.

Die auf den Bildern sichtbaren Terrassen dienten nicht nur als Anbaufläche, sondern auch als Wasserabfuhr. Jede einzelne war unten mit groben Steinen gefüllt, dann eine Schicht Kies, Sand und zuoberst fruchtbare Bodenerde. So wurde das Wasser zurückgehalten und konnte langsam abfliessen. So verhinderten die Inkas, dass es einen Erdrutsch gab, der die Häuser einfach vom Berg heruntergerissen hätte. Dieses System hält auch heute noch perfekt. Die Terrassen wurden dabei von unten nach oben gebaut. Somit kann man sagen, dass die Stadt Machu Picchu geplant gebaut wurde und nicht einfach so nach und nach wuchs. Die ersten Gebäude entstanden erst viel später, als die Terrassen gebaut waren. Dies sind nur ein paar Fakten, der vielen faszinierenden Informationen, welche wir beim Rundgang von Robinson erhielten. Wir hatten die Inkas echt unterschätzt – unglaublich mit wie viel Wissen und Perfektion diese Stadt zu der Zeit erbaut wurde!

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Da das Wetter wirklich grau, kalt und nass war, entschlossen wir nach dem fast dreistündigen Rundgang, uns mit Kaffee und einem Snack aufzuwärmen. Wir hatten tolle Gespräche mit Emma und Jacob. Als es etwas später am Mittag aufhellte und nicht mehr regnete, gingen wir dann nochmals rein und besuchten die Inka-Brücke und genossen die mystische Stimmung in der Ruinenstadt. Gegen Nachmittag fuhren wir dann mit dem Bus ins Tal, wo wir unseren schönen Zug zurück nach Ollantaytambo bestiegen. Wir bekamen Essen und Getränke und sogar eine Modeschau mit Musik und Tanz durch den Zugwagon. Es war so schräg, dass es schon wieder sehr unterhaltsam war – es gab wirklich viel zu lachen. Der Bus-Transfer zurück nach Cusco lief ebenfalls einwandfrei und wir wurden abends, müde aber sehr glücklich nach diesem tollen Trekking im Hotel abgeliefert.

 

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