Der Flug auf der Osterinsel ging erst spät nach Mitternacht. Was aber viel schlimmer war ist, dass wir aufgrund der Zeitverschiebung, nach sechs Stunden Flug, trotzdem erst um 01:30 Uhr am Morgen in Tahitis Hauptstadt, Papeete ankamen. Aber sogar um diese Zeit begrüssten uns bereits nach dem Flugzeug verlassen, die schon fast klischeehaften Ukulelespieler in der typischen Südseekleidung vor dem Eingang zum Flughafengebäude. Da wir kein Hotel auf Tahiti gebucht hatten, sondern ein Bungalow über AirBnB auf der nahegelegnen Schwersterinsel „Moorea“, war unsere Idee am Morgen die erste Fähre nach Moorea zu nehmen und die Zeit bis dahin am Flughafen Papeete totzuschlagen. Nun in der Realität gestaltete sich dieses Vorhaben etwas schwieriger. Es gab in Papeete am Flughafen nicht wie gehofft ein Restaurant, Kaffee oder eine Lounge, welche wir zum Warten hätten benutzen können. Also legte sich Jessi auf eine Bank im überdachten Outdoorbereich und ich mich daneben auf den Boden. Die warmen Südsee-Temperaturen kamen uns sehr gelegen. Nach echter Flughafen-Stopover Manier gab es so ein paar Stunden unruhigen Schlaf. Dann um 6 Uhr morgens öffneten endlich die Kaffees am Flughafen und es gab einen wohltuenden Cappucchino und ein herrlich warmes Pain au Chocolat. Fast wie in Paris! Wir genossen es, nach dem wir uns 2.5 Monate mehr schlecht als recht mit Spanisch durchgeschlagen haben, uns hier endlich wieder, in unserer zweiten Heimatsprache, auf Französich zu verständigen.
Später machten wir uns auf zum Fährenanleger, wo wir unser Ticket kauften und auf die 9.30-Katamoran-Fähre warteten, die uns in knapp einer Stunde nach Moorea brachte. Die Aussicht auf die etwas kleinere Insel, mit den hohen Vulkanfelsen und Regenwälder war eindrücklich. Da wir wussten, dass unser AirBnB etwa 15 Fahrminuten vom Fähranleger entfernt war, entschieden wir uns gleich für die ersten zwei Tage spontan ein Auto zu mieten. Einerseits um das Gepäck einfacher zum Bungalow zu bringen und um Lebensmittel einzukaufen, andererseits natürlich um die Insel zu erforschen. In der Autovermietung merkten wir erstmals, dass alles – ja, wirklich alles in Französich Polynesien „sauteuer“ ist! Ein anderes Wort gibt es nicht – die Automiete kostete für die zwei Tage mehr, als sie uns später die 9 Tage in Neuseeland, kosten wird!
Da unser AirBnB dann doch erst ab 15 Uhr bezugsbereit war, kauften wir zuerst, im einzigen grossen Supermarkt auf der Insel, ein und fuhren dann los – auf Moorea ziemlich einfach – es gibt quasi nur eine Strasse, die einmal an der Küste entlang um die Insel führt, man muss nur entschieden, welche Richtung man einschlägt:-).
Wir machten ein Lunch-Picknick an einem der wunderbaren weissen Sandstrände, genossen das Türkiswasser-Südsee-Feeling und die Wärme unter den Palmen in vollen Zügen. Dann entschieden wir, dass die Zeit noch ausreicht um einmal um die Insel zu fahren – also losgeht’s auf Entdeckungstour. Wow, was für ein kleines Paradies, das Wetter ist ein Traum und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Hier lässt’s sichs leben!
Am Abend beim Bezug unseres AirBnB stellten wir fest, dass die Bezeichung „etwas abgelegen“ leicht untertrieben war – das Bungi lag auf der Südseite der Insel und da ist vor allem Wildnis – die grossen Hotels, Städtchen und Touristenaktivitäten sind alle im Norden angesiedelt. Zudem hatten wir keine Küche und kein Kühlschrank im Bungalow. Die Küche der Inhaber konnten wir leider nicht wie erwartet und auf AirBnB beschrieben benutzen, da sie nicht da, sondern in Europa in den Ferien waren. Zum nächsten Restaurant wären es 30min Fussmarsch gewesen… und dann wieder zurück! Das gleiche zum nächste kleinen Laden. Wir fuhren also nochmals mit unserem weissen Flitzer zum Supermarkt und kaufen uns einen kleinen Camping-Gaskocher, eine Pfanne und einen Kochlöffel und entschieden jeweils selber zu kochen – so konnten wir die schönen Tage im Bungalow auch ohne Auto noch mehr geniessen und ohne hin und her laufen zu müssen. Andreas zauberte leckere Mahlzeiten in seiner Outdoorküche auf unserer kleinen Veranda. Für uns war es perfekt, weg von den vielen Touristen, der Strand lag gleich einmal über die Strasse und das Bungi lud ein die Füsse einfach mal hochzulegen.
Zu Fuss durch Moorea
Am dritten Tag machten wir uns auf um durch die hügelige Insel zu wandern. Die Wanderwege sind nicht gerade gut angeschrieben und so sind wir mehr auf Verdacht und in ungefähre Himmelsrichtung, als nach Karte und Wegmarken losgewandert. Nach etwa 1.5h kamen wir dann aber zu einer Tafel, die zu unserer Überraschung mehrere Wanderwege zeigte und diese waren tatsächlich auch super ausgezeichnet mit Schildern und Wegmarken. Das Ganze ist ein Pilotprojekt der Community in Moorea und wenn es Anklang findet, wird es ausgebaut.
Bei uns fand es auf jeden Fall Anklang – der Weg mitten durch den dschungelartigen Wald war gut gepflegt und superabwechslungsreich zum Wandern. Angekommen sind wir am Bellavista, einem Aussichtspunkt mit herrlicher Sicht auf die beiden Buchten, in denen 1777 Thomas Cook als erster Europäer angelegt hatte. Insgesamt machten wir 22 KM zu Fuss an diesem Tage und zum Abschluss versuchten wir, da wir ja kein Auto mehr hatten, mit dem öffentlichen Bus zurück zu fahren. Gar nicht so einfach auf Moorea – obwohl der eine Bus vom Fährhafen nach rechts und der andere nach links wegfährt, muss man zuerst mal einen erwischen. Einen Fahrplan gibt es nicht und sie halten dann meist irgendwo, aber nicht bei den Bushaltestellen. Wir versuchten mehrere Busse erfolglos anzuhalten bis uns eine Eiheimische aufklärte, dass die meisten Busse nur Schulbusse sind und die öffentlichen Busse sich zeitlich so ungefähr nach der Abfahrt und Ankunft der Fähre richte. Irgendwann kam dann tatsächlich ein Bus (der nach rechts), obwohl unser Bungi zwar näher in die andere Richtung lag, stiegen wir ein. Wir mussten dann bei der Fährstation auf den Bus nach links umsteigen, nochmals bezahlen und kamen ziemlich viel später bei unserem Bungalow an.
Mit den Walen schwimmen
Nach dem Wandern gönnten wir uns zwei freie Tage. Sassen auf unserer Veranda, lasen in unseren Bücher, planten die erste Neuseeland-Woche und entspannten voll und ganz bei warmen Temperaturen und viel Sonnenschein. Es sind die tolle Tage hier auf Moorea, wir geniessen das dolce far niente sehr. Am nächsten Tag machten wir uns auf um mit den Buckelwalen zu schwimmen. Etwas, dass man fast nur auf Moorea machen kann. Im thaitianischen „Winter“ kommen die Buckelwale aus der Antarktis in wärmere Gefilde um sich fortzupflanzen oder zu kalben. Da das Wasser in der Südsee im Vergleich zur Antarktis, auch im Winter warm genug ist, kann man vom Boot ohne Neopren ins tiefe Wasser springen und mit den Walen schwimmen und sie hautnahe beobachten. Es ist schon eine irrsinnige Vorstellen mit diesen Gigaganten im Meer zu sein – vor allem Jessi ist sehr nervös aber auch voller Vorfreude. Das Schwimmen ist aber nicht garantiert, es geht nur wenn die Wale entspannt sind und sämtliche Bedingungen passen und als erstes müssen überhaupt Wale gesichtigt werden – die Touren finden nur zwischen Mitte Juli und Mitte November statt, da nur dann die Wale vor Moorea zu finden sind.
Wir machten uns mit dem schnellen Boot von Morea Moana auf um die Buckelwale zu suchen. Schon nach kurzer Zeit fanden wir eine Mutter mit ihrem Kalb. Es war überwältigend die Zwei vom Boot zu beobachten. Um mit den Walen zu Schorcheln braucht jedes Boot einen Biologen an Bord. Die Anzahl Boote und Passagiere wird strikte limitiert und überprüft. Patty eine Meeresbiologin aus Hawaii, die immer für die Walsaison nach Moorea kommt, beobachtete die grossen Tiere von unserem Boot und sprang dann als Erste ins Wasser (OK die Erste im Wasser war eigentlich Jessi, bei einer hohen Welle fiel sie unglücklich über Board! Tja sie wollte ja erstmal schauen und dann entscheiden, ob sie mit den Walen ins Wasser geht, nun wurde ihr diese Entscheidung abgenommen :-)). Patty gab uns dann später das Zeichen ins Wasser nachzukommen. Die Herausforderung war, dass es am Abend zuvor ziemlich stark gewindet und auf dem Ozean draussen sogar gestürmt hat. Die Wellen ausserhalb der Lagune waren also so hoch, dass es echt unglaublich anstrengend war mit Schnorchel, Taucherbrille und Flossen hinter einem Wal her zu schwimmen. Zudem haben die zwei Meter hohen Wellen das Meer ziemlich aufgewühlt, so dass man unter Wasser nicht gerade grossartige Sicht hatte.
Wir konnten aber vor allem über Wasser und quasi „auf Augenhöhe“ den kleinen Baby-Wal aus nächster Nähe beobachten. Er tauchte vor einem auf und wieder unter, viel häufiger als seine Mutter dies tat. Ein grossartiges und unvergessliches Erlebnis!
Auf dem Jet Ski mit Vollgas durch die Lagune
Am letzten Tag auf Moorea entschieden wir uns noch für etwas Abenteuer und Nervenkitzel. Wir schwangen uns beim Moorea Activieties Center auf die Jet Skis und düsten los. Wir machten zuerst ein paar Übungskurven in der Lagune und stellten fest, dass der Jet Ski wirklich stabiler wurde je schneller man in die Kurve fuhr. Also looooos!
Wir düsten über das hellblaue Wasser der Lagune und fuhren auch ins tiefe Wasser ausserhalb der Lagune, dort hatten wir Glück! Wir trafen wieder den Mutterwal vom Vortag zusammen mit ihrem Kalb und konnten die zwei nun sogar vom Jet Ski beobachten. Ausser uns war diesmal niemand dort. Es ist wirklich eindrücklich wie gross die Buckelwale sind – insbesondere, wenn man selber auf einem Jet Ski sitzt.
Nach einer kurzen Pause am Strand einer privaten Halbinsel, die einem Freund unsere Jet Ski Guides Hotu gehörte und wir darum an Land gehen durften, ging es weiter zu einem Schnorchelstopp. Dort frassen uns die kleinen und grösseren farbigen Fische das Brot frech aus der Hand. Die Fahrt ging weiter zu einer Sandbank in einer der türkisblauen Lagunen. Dort trafen wir auf unzählige Stachelrochen und Schwarzspitzen-Riffhaie. Die Rochen, die sich über all die Jahre an die Leute gewöhnt haben, kamen ganz nahe und man konnte sie streicheln, während um einem herum dutzende von Haien kreisten. Sogar Jessi kam ins Hai-Wasser, obwohl ihr die Fische sonst nicht ganz geheuer sind und genoss das Erlebnis im hellblauen Wasser inmitten der Haie und Rochen zu schwimmen und zu schnorcheln. Man hatte fast das Gefühl, dass man sich in einem Aquarium befindet, aber im offenen Meer war es ein tolles Erlebnis. Und Jessi hat wohl endgültig ihre „Hai-Phobie“ geheilt.
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Nach dem Jet Ski Ausflug ging es mit dem Taxi zur Fähre und wir setzen wieder auf die Hauptinsel Tahiti über. Dort übernachteten wir in der der Nähe des Flughafens in einem AirBnB um am nächsten Morgen früh unseren Flug nach Neuseeland, der nächsten Destination auf unserer Reiseliste, zu erwischen. Moorea sicher eines der Highlights auf unserer Reise, der Abschied aus dem warmen Inselparadies tut etwas weh, aber die Vorfreude auf Neuseeland ist bei uns beiden riesig…